Minutenbunt, Fluch und Gnade des Großen Vergessens ist ein Band mit zwei identischen Buchdeckeln. Ist da ein Fehler passiert?
Die schnelle Erklärung wäre wohl: Da hat die Druckerei einen Fehler gemacht. Oder hat dieses Buch kein vorne und hinten, keinen Anfang und kein Ende?
Und was wäre, wenn der Fehler in uns selbst läge? Was, wenn wir vergessen hätten, wie die Welt um uns herum funktioniert, vergessen, wo wir den Schlüssel hingelegt haben, vergessen, wie Menschen heißen, die wir lieben, und schließlich vergessen, wo wir zu Hause sind?
Das Große Vergessen , die Demenz, ist eine Lebensstörung, die zwar wirklich enorm furchteinflößend ist, aber auf überraschende Weise zugleich eine Chance für Betroffene und Angehörige bietet. Eine Chance, die Dinge des Lebens nochmal anders zu sehen und anders zu machen, Selbstverständliches zu hinterfragen und sich dabei neu zu finden.
Ist es denn wichtig zu wissen, welcher Wochentag heute ist? Natürlich. Unser Alltag würde nicht funktionieren, wenn wir uns zeitlich nicht orientieren könnten. Gleichzeitig ist es auch egal, wenn man nur in genau dem Augenblick lebt und empfindet, der gerade stattfindet. Die Fähigkeit, den Augenblick in seiner ganzen Fülle wahrzunehmen, haben wir, die wir mit Minuten, Stunden und Wochentagen selbstverständlich agieren, manchmal schon fast verloren.
Die Bilder, Geschichten und Gedichte in diesem Buch erzählen von Helenes Großem Vergessen in all seiner authentischen Komik, Tragik und Liebenswürdigkeit und schließlich vom Abschluss dieses Lebens.
Die Autorin, Helenes Tochter, legt nach Jahren ihre Traurigkeit über diesen Abschied in eine Waagschale und findet auf der anderen Seite überrascht Dankbarkeit, die schwerer wiegt. Dankbarkeit über die gemeinsamen Jahre, und zwar besonders auch diese Jahre, in denen alles noch einmal anders gemacht werden konnte und anders gemacht werden musste miteinander.